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„Uns reizt das Extreme“

Im Januar 2022 startet Audi bei der legendären Rallye Dakar. Bei der Präsentation des eigens entwickelten Audi RS Q e-tron¹ spricht Julius Seebach, Geschäftsführer von Audi Sport, über den Mythos Rallye, den Reiz der Extreme und den Mut, Neues zu wagen.

Interview: AUDI AG – Foto: Marcus Sauer Lesezeit: 6 min

¹ Bei diesem Fahrzeug handelt es sich um das Rallye-Dakar-Rennfahrzeug, dieses wird nicht zum Kauf angeboten.

¹ Bei diesem Fahrzeug handelt es sich um das Rallye-Dakar-Rennfahrzeug, dieses wird nicht zum Kauf angeboten.

Julius Seebach steht mit dem Rücken zur Kamera links neben dem Audi RS Q e-tron.

Bei diesem Fahrzeug handelt es sich um das Rallye-Dakar-Rennfahrzeug, dieses wird nicht zum Kauf angeboten.

Bei diesem Fahrzeug handelt es sich um das Rallye-Dakar-Rennfahrzeug, dieses wird nicht zum Kauf angeboten.

Herr Seebach, die Formel E hat dem Rennsport ein zukunftsfähiges Image gegeben. Jetzt steigt Audi dort aus und bei der Rallye Dakar ein: ein Widerspruch?

Audi war der erste deutsche Premiumhersteller, der in der Formel E an den Start ging, und die Serie hat uns in den letzten Jahren durch eine Art Transformation begleitet. Nun ist bei uns die Elektromobilität aber längst keine Zukunftsvision mehr, sondern Gegenwart. Bestes Beispiel ist unser erstes vollelektrisches High-Performance-Modell für die Straße, der Audi RS e-tron GT, der seit Anfang des Jahres auf dem Markt verfügbar ist. Die Rallye Dakar bietet uns jetzt die Möglichkeit, neue Wege zu beschreiten. Es geht darum, unsere neue Antriebstechnologie – in diesem Fall ein elektrischer Antriebsstrang in Kombination mit einem Energiewandler-System aus TFSI-Motor und Generator – unter Extrembedingungen zu präsentieren und weiterzuentwickeln.

 

Zwischen Formel E und Rallye scheint aber noch viel Raum: Warum hat man sich für dieses Extrem entschieden?

Weil uns gerade das Extreme reizt. Audi hat im Motorsport schon immer Dinge gewagt, an die sich vorher niemand so richtig herangetraut hat. Der quattro Antrieb hat Anfang der 1980er-Jahre den Rallyesport revolutioniert, auch den ersten Sieg eines Rennwagens mit Hybridantrieb bei den 24 Stunden von Le Mans hat Audi eingefahren. Für das Dakar-Projekt entwickeln wir unsere E-Antriebskonzepte unter extremen Bedingungen weiter. Der Audi RS Q e-tron¹ kombiniert einen elektrischen Antriebsstrang mit einem Energiewandler-System aus TFSI-Motor und Generator. Sicher ist: Es ist das technologisch anspruchsvollste Fahrzeug, das wir bisher in den Renneinsatz gebracht haben.

 

Wodurch zeichnet sich dieses Antriebskonzept aus?

Der Antriebsstrang des Fahrzeugs ist elektrisch. Weil es in der Wüste keine Ladesäulen gibt, haben wir ein innovatives Ladekonzept gewählt: An Bord des Audi RS Q e-tron¹ befindet sich der TFSI-Motor, mit dem wir zweimal in Folge die DTM gewonnen haben. Er ist Teil eines Energiewandler-Systems, das die Hochvoltbatterie während der Fahrt auflädt. Es gilt, die verschiedenen Komponenten Batterie, E-Antrieb und Verbrenner intelligent zu vernetzen und das optimale Zusammenspiel unter extremen Bedingungen sicherzustellen.

Audi RS e-tron GT: Stromverbrauch (kombiniert*) in kWh/100 km: 22,1–19,8CO₂-Emissionen (kombiniert*) in g/km: 0
Angaben zu den Kraftstoff-/Stromverbräuchen und CO₂-Emissionen bei Spannbreiten in Abhängigkeit von der gewählten Ausstattung des Fahrzeugs.
Für das Fahrzeug liegen nur Verbrauchs- und Emissionswerte nach WLTP und nicht nach NEFZ vor.

Audi RS e-tron GT: Stromverbrauch (kombiniert*) in kWh/100 km: 22,1–19,8CO₂-Emissionen (kombiniert*) in g/km: 0
Angaben zu den Kraftstoff-/Stromverbräuchen und CO₂-Emissionen bei Spannbreiten in Abhängigkeit von der gewählten Ausstattung des Fahrzeugs.
Für das Fahrzeug liegen nur Verbrauchs- und Emissionswerte nach WLTP und nicht nach NEFZ vor.

Was macht eine Rallye – auch im Vergleich zum Rundkurs – so anders, was ist das Faszinierende?

Man kann das nur schwer vergleichen. Zwar geht es im Motorsport immer um Feintuning und Perfektion – aber natürlich gibt es Unterschiede. Bei einer Rallye gilt es beispielsweise, unterschiedliche Untergründe zu meistern: Bodenwellen, Schlaglöcher, Sprünge, Wasserdurchfahrten – speziell bei der Dakar fordern uns zudem Sand und Dünen. Dazu kommt: Der Wettbewerb dauert fast zwei Wochen. Jeden Tag werden bis zu 800 Kilometer zurückgelegt, manchmal sogar mehr. Die Technik, die das leistet, meistert auch andere Herausforderungen.

 

Setzt man bei einem solchen Projekt aber nicht auch ein Stück weit den Erfolgsmythos von Audi Sport aufs Spiel?

Wer sich dem Wettbewerb stellt, riskiert zu verlieren. Es gilt aber auch: Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Der unternehmerische Mut hat sich für Audi bisher aber immer ausgezahlt. Ich bin davon überzeugt, dass dies auch bei der Rallye Dakar der Fall sein wird. Ich vertraue in unsere Ingenieurskunst und die Fähigkeit, Dinge möglich zu machen, die viele für unmöglich halten. Das ist für mich „Progress“.

 

Geht es dabei auch darum, so etwas wie den letzten leeren Platz im Trophäenschrank von Audi Sport zu füllen?

Die Rallye Dakar ist eine der größten Herausforderungen im Motorsport. Sie bietet uns als Automobilhersteller aber vor allem die Möglichkeit, neue Technologien im Rahmen des Rennsports für einen möglichen zukünftigen Serieneinsatz zu erproben. Die meisten Rennserien sind heute sehr stark reglementiert und lassen nur wenig Spielraum für Innovationen, die später möglicherweise auch die Serienentwicklung befeuern könnten.

 

Und die Dakar ist da anders?

Das technische Reglement ist viele Seiten lang. Dennoch ist der Spielraum, bei der Rallye Dakar „Vorsprung durch Technik“ zu zeigen, deutlich größer. So können wir, anders als bei der Formel E, zum Beispiel unsere eigenen Batterien einsetzen und dabei weiterentwickeln. Gerade in der Batterietechnologie und im Energiemanagement liegt das größte Entwicklungspotenzial der E-Mobilität.

Julius Seebach steht mit den Händen gestikulierend neben dem Audi RS Q e-tron.
Julius Seebach ist seit 2019 Geschäftsführer der Audi Sport GmbH. Er stellt diese mit einer Elektrifizierungsstrategie zukunftsorientiert auf.

Bei diesem Fahrzeug handelt es sich um das Rallye-Dakar-Rennfahrzeug, dieses wird nicht zum Kauf angeboten.

Bei diesem Fahrzeug handelt es sich um das Rallye-Dakar-Rennfahrzeug, dieses wird nicht zum Kauf angeboten.

Dinge möglich zu machen, die viele für unmöglich halten: Das ist für mich ,Progress‘.“

Julius Seebach

Lassen Sie uns über den Audi RS Q e-tron¹ sprechen. Im Januar 2022 geht Audi damit an den Start: Wo lagen aus Ihrer Sicht die größten Herausforderungen in der Entwicklung?

Eines vorweg: Die Entwicklung ist bei einem Rennfahrzeug praktisch nie abgeschlossen. Allein die kurze Entwicklungsdauer ist eine große Herausforderung. Vor weniger als einem Jahr haben wir die Entscheidung getroffen, die Herausforderung Rallye Dakar anzunehmen. Was wir uns dafür in Sachen Fahrzeug vorgenommen haben, ist äußerst komplex und anspruchsvoll. Die Pandemie hat einige Dinge zusätzlich verkompliziert. Dass wir es geschafft haben, das Auto wie geplant der Weltöffentlichkeit präsentieren zu können, ist ein erster Erfolg und eine bemerkenswerte Teamleistung. Nun beginnt die Erprobung. Es geht immer weiter.

 

Zeitdruck, Komplexität, Anspruch: Gab es den berühmten Moment, der Sie und das Team hat zweifeln lassen?

Es gab zu einem relativ späten Zeitpunkt Regeländerungen, die uns viel Zeit und Energie gekostet haben. Ich bin stolz auf die Mannschaft, die hoch motiviert auch solche Herausforderungen souverän meistert.

 

Zusammengefasst: Wofür steht das Dakar-Fahrzeug?

Für Zukunftstechnologie, die extremsten Bedingungen standhält. Bei einem Rennwagen heißt es: form follows function. Dabei hat unser Designteam aber wieder einmal bewiesen, auf welch hohem Niveau es arbeitet, denn: Unser Audi RS Q e-tron¹ sieht fantastisch aus und hebt sich deutlich von den bisherigen Dakar-Prototypen ab.

Bei aller Technologie: Wie findet man die Fahrerteams, die sich dieser extremen Aufgabe stellen?

Indem man den besten Rallyefahrern der Welt eine neue Herausforderung stellt, eine Vision aufzeigt, die Rallye Dakar als Erste innerhalb der Wertung mit einem alternativen Antriebskonzept zu fahren und zu gewinnen. Das wäre ein echtes Ausrufezeichen für den Rallyesport und darüber hinaus. Stéphane Peterhansel ist einer der erfolgreichsten Dakar-Piloten aller Zeiten, Carlos Sainz mehrfacher Dakar-Sieger und Rallye-Weltmeister. Beide waren sofort von unserem Projekt begeistert. Mit Mattias Ekström haben wir bereits in der Vergangenheit große Erfolge bei Audi Sport gefeiert, er ist einer der vielseitigsten Fahrer der Welt. Alle bringen neben jeder Menge Speed auch extrem viel Know-how und Motivation mit in unser Team. Gleiches gilt für ihre Beifahrer, die bei der Rallye Dakar eine immer wichtigere Rolle spielen.

 

Eine letzte Frage noch, auch um den Bogen zurück zu vergangenen Rallye-Erfolgen zu schlagen: Was glauben Sie wird Walter Röhrl, die Rallye-Legende der 1980er-Jahre, über den Audi RS Q e-tron¹ denken, wenn er ihn zum ersten Mal sieht?

Ich bin mir sicher, er wird erkennen, dass dieses Konzept das Potenzial hat, das Automobil genauso zu verändern wie zu seiner Zeit der quattro Antrieb.

Eine Seitenaufnahme des schwarz-roten Audi RS Q e-tron, in der die roten Felgen und Details in den Reifen sichtbar sind.
Die Rallye Dakar ist eine der größten Herausforderungen im Motorsport. Der Audi RS Q e-tron¹ ist bereit.

Bei diesem Fahrzeug handelt es sich um das Rallye-Dakar-Rennfahrzeug, dieses wird nicht zum Kauf angeboten.

Bei diesem Fahrzeug handelt es sich um das Rallye-Dakar-Rennfahrzeug, dieses wird nicht zum Kauf angeboten.

Hinter einer kleinen Mauer ist das Gebäude von Audi Sport zu sehen.

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